System-FMEA

FMEA ist eine weit verbreitete, universell anwendbare Risikoanalysemethode mit den folgenden Merkmalen:

Daher lassen sich Ursachen von den möglichen Fehlern des Gesamtsystems hinunter zu seinen Einzelteilen verfolgen. Umgekehrt kann natürlich auch aus dem Fehler eines Einzelteils die Auswirkung auf das Gesamtsystem abgeleitet werden.

Durch die relativ einfache Betrachtungsweise, die auf Details zur logischen Verknüpfung von Fehlerursachen verzichtet und da, wo Daten fehlen, Schätzungen erlaubt, bewährt sich FMEA für die Risikoanalyse in komplexen Systemen, weil ein Ausufern der Untersuchung vermieden werden kann.

Die hier vorgestellte Methodik ist die System-FMEA, die 1996 vom VDA im Band 4.2, System-FMEA, eingeführt wurde.

Was ist System-FMEA?

System-FMEA (Failure Modes & Effects Analysis) ist ebenso wie die klassische Konstruktions- oder Prozess-FMEA eine systematische, halbquanititative Risikoanalysemethode. Im Unterschied zur FMEA in ihrer hergebrachten Form ist die System-FMEA eine Top-Down-Methode. Die möglichen Fehler werden auf der Ebene des Produktes betrachtet und ihre möglichen Auswirkungen auf den Kunden werden bewertet.

Dies führt gegenüber der herkömmlichen Konstruktions-FMEA zu den folgenden Vorteilen:

Der Ansatz der System-FMEA verbindet Produkt und Prozess. Letzte Ursachen für Fehler des Produktes können fehlerhafte Merkmale von Einzelteilen sein. Eine Gruppe von möglichen Ursachen hierfür liegt in der mangelnden Herstellbarkeit des Produktes unter den vorgesehenen Bedingungen. Diese möglichen Fehler des Produktes sind Folgen von Fehlern im Herstellungsprozeß und werden in einer System-FMEA Prozess detailliert untersucht. Die System-FMEA erlaubt es, den Fokus der Analyse auf ein beliebiges Element in der Systemhierarchie des Produktes oder Prozesses zu legen und so den Detaillierungsgrad zu erreichen, der den vorgefundenen Risiken angemessen ist.

System-FMEA wird im Team durchgeführt. Die systematische und dokumentierte Risikoanalyse wird in der Anfangsphase häufig als erheblicher Aufwand empfunden. Dem stehen ungeklärte Risiken gegenüber, wenn gar keine Risikoanalyse durchgeführt wird oder geringe Lerneffekte für die Organisation, wenn sie vereinzelt und undokumentiert durchgeführt wird. Ihren vollen Nutzen zeigt die FMEA, wie viele Qualitätsmethoden erst dann, wenn sie Bestandteil der Unternehmenskultur wird. Dann verspricht sie:

Werden wichtige Lieferanten, was sinnvoll ist, mit in den FMEA-Prozess einbezogen, wird dies die partnerschaftliche Zusammenarbeit verbessern.

FMEA ist eine sehr flexible Methode. Produkte im Sinne der FMEA sind nicht nur Hardware sondern auch Software und Dienstleitungen. Mit der System-FMEA Prozess läßt sich neben Fertigungsprozessen auch das Erbringen von Dienstleistungen behandeln. Berücksichtigt man, daß alle Geschäftsprozesse auf externe oder interne Kunden ausgerichtet sind und damit als Dienstleistungen interpretiert werden können, erweist sich die System-FMEA als ein universell anwendbares Werkzeug zur Optimierung von komplexen Produkten und Prozessen in der Entwicklungsphase.

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Abkürzungen, Definitionen

Risiko:
Kombination aus der Auftretenswahrscheinlichkeit und den möglichen Auswirkungen einer Situation oder Quelle, durch die ein Schaden entstehen kann
Risikoanalyse:
Das ganze Verfahren der Einschätzung des Ausmaßes des Risikos und der Entscheidung darüber, ob es sich um ein tolerierbares Risiko handelt

Hinweise, Verweise

Aktueller VDA-Band zur FMEA:
VDA 4: Sicherung der Qualität während der Produktrealisierung
QS-9000 stellt ebenfalls ein FMEA-Handbuch zur Verfügung:
QS-9000 Referenzhandbuch FMEA bei BVQI

SMQE Qualitätsmanagement (2006 - 2008)